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Friedhofsgärtner, Nachtwächter, Heizer. Berufliche Ausgrenzung und widerständige Handlungsräume in der Ära Honecker
Im offiziellen Selbstverständnis von Staat und Partei war die DDR eine Arbeitsgesellschaft - die (Aufbau-)Arbeit für den Sozialismus bildete eine zentrale Sinnressource. Wer sich diesem übergreifenden Prinzip nicht unterordnen wollte, aus welchen Gründen auch immer, sah sich oft beruflich diskriminiert. Besonders in den 1970er- und 1980er-Jahren versuchte der SED-Staat berufliche Ausgrenzung als politisches Kontroll- und Erziehungsmittel einzusetzen. Vielfach führte diese Strategie jedoch zum Gegenteil des Gewünschten: Beruflich Benachteiligte wurden gerade durch die Praxis der Ausgrenzung stärker politisiert und schufen sich neue widerständige Handlungsräume. Anhand von zwei Beispielen des individuellen Umgangs mit beruflicher Diskriminierung wird das Wechselverhältnis zwischen dieser Diskriminierung und politischer Gegnerschaft untersucht - ein Aspekt, der in bisherigen Forschungen zur DDR-Opposition kaum berücksichtigt wurde und der zu einer stärker gesellschaftsgeschichtlichen Fundierung solcher Forschungen beitragen kann. ; East Germany's workers represented the ideological foundation of a social system that was based on labour. Those who chose not to participate in this system were excluded from employment opportunities and confronted with labour discrimination. Especially during the seventies and eighties, the communist leaders used labour discrimination as an oppressive instrument. But they often did not achieve what they originally intended. Political opponents who were forced to carry out unskilled labour even intensified and improved their resistance. By focusing on two examples, this article explores ways in which forced unskilled labour and political opposition may be interpreted, and applies a method based on the combination of social and political history with sociology.
BASE
Friedhofsgärtner, Nachtwächter, Heizer: Berufliche Ausgrenzung und widerständige Handlungsräume in der Ära Honecker
In: Zeithistorische Forschungen: Studies in contemporary history : ZF, Band 4, Heft 3, S. 337-353
ISSN: 1612-6041
Im offiziellen Selbstverständnis von Staat und Partei war die DDR eine Arbeitsgesellschaft - die (Aufbau-)Arbeit für den Sozialismus bildete eine zentrale Sinnressource. Wer sich diesem übergreifenden Prinzip nicht unterordnen wollte, aus welchen Gründen auch immer, sah sich oft beruflich diskriminiert. Besonders in den 1970er- und 1980er-Jahren versuchte der SED-Staat berufliche Ausgrenzung als politisches Kontroll- und Erziehungsmittel einzusetzen. Vielfach führte diese Strategie jedoch zum Gegenteil des Gewünschten: Beruflich Benachteiligte wurden gerade durch die Praxis der Ausgrenzung stärker politisiert und schufen sich neue widerständige Handlungsräume. Anhand von zwei Beispielen des individuellen Umgangs mit beruflicher Diskriminierung wird das Wechselverhältnis zwischen dieser Diskriminierung und politischer Gegnerschaft untersucht - ein Aspekt, der in bisherigen Forschungen zur DDR-Opposition kaum berücksichtigt wurde und der zu einer stärker gesellschaftsgeschichtlichen Fundierung solcher Forschungen beitragen kann.
"Dies ist kein Arbeitsrechtsstreit, sondern eine politische Sache." Das Arbeitsrecht als Herrschaftsinstrument gegen widerständiges Verhalten
Der Beruf nimmt im Leben eines Menschen einen sehr wichtigen Platz ein. Über den reinen Broterwerb hinaus, bestimmt er seine Rolle und Bedeutung in der Gesellschaft. Berufe strukturieren also die Gesellschaft und die Interaktion ihrer Mitglieder. In der DDR waren Arbeit und Beruf zentrale Elemente, die dem Einzelnen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen sollten. In der Tat wurden soziale Dienstleistungen wie Kinderbetreuung über berufliche, speziell betriebliche Netzwerke verteilt. Die Arbeitsbeziehungen waren für den Einzelnen von zentraler Bedeutung, nicht so sehr hinsichtlich der materiellen Tätigkeit, sondern eher in Bezug auf den "Betrieb als sozialen Ort", also dem Betrieb als "Verteilungsinstanz von Sozialleistungen", der Anknüpfungspunkte für informelle soziale Beziehungen" bot, "die ihr Anwendungsfeld hauptsächlich jenseits der Arbeit und zum Teil auch außerhalb des Betriebes fanden". So las man in der Erklärung zum 1977 in Kraft getretenen Arbeitsgesetzbuch der DDR, dass die "Arbeit [.] die wichtigste Sphäre des gesellschaftlichen Lebens" sei. Weiter wurde in dieser Erklärung die Rolle von Arbeit und Beruf nicht nur für die Gesellschaft benannt, sondern ebenso für "die Entwicklung jedes einzelnen ihrer Mitglieder".
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World Affairs Online
Regionale Kooperation in Europa — eine Einleitung
In: Staatenkooperation in der EU und darüber hinaus, S. 7-14